Titel

Kunst im Dialog – ein Ausstellungsprojekt auf Schloss Güstrow (1)

1. Zu allen Zeiten hatte das Böse Konjunktur. Das macht dem Guten zu schaffen. Wohin sich dieses auch wendet, das Böse ist schon da und fordert das Gute heraus. Das Gute glaubt, sich verteidigen zu müssen. Wenn nötig, mit Mitteln des Bösen. Im Verteidigungsfalle sind diese Mittel gut. Sind sie das?

2. „Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben.“ (2) Erstes Buch Moses

3. Das Gute hat ein Problem. Es steht in Konkurrenz zu anderen Guten. Zwischen ihnen gibt es fortwährend Streit. Welches Gute ist besser? Welches ist weniger gut? Einige von ihnen werden sogar als böse erachtet?

4. Für Unentschlossene ist dieser Streit verwirrend. Kommen sie beispielsweise zu der Ansicht, dass ein Gutes unter mehreren für sie besser ist als dasjenige, mit dem sie bislang in Verbindung standen, müssen sie aus dessen Sicht auf irgendeine Weise böse werden, um sich von ihm ab- und dem neuen zuwenden zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass heute gut sein kann, was gestern böse war – und umgekehrt. Wer weiß schon, was morgen noch Bestand haben wird?

5. „Das Gute lebt von einer Dialektik von Gut und Böse. Das Böse von der Leugnung dieser Dialektik, von der radikalen Entzweiung in Gut und Böse und folglich von der Autonomie des Prinzips des Bösen. Während das Gute die dialektische Komplizenschaft des Bösen voraussetzt, gründet das Böse in sich selbst, in absoluter Unvereinbarkeit. Es beherrscht also das Spiel, und somit triumphiert das Prinzip des Bösen, das Reich des ewigen Widerstreits.“ (3)
Jean Baudrillard

6. Gemeinsam ist allen Arten von Gut, dass sie viel zu tun haben, um Gutes zu tun, und deshalb wenig Zeit bleibt, Geld zu verdienen. So viel ist sicher, das Gute kostet. Deshalb hält das Gute – welcher Art auch immer – Kontakt zu jenen, bei denen es sich umgekehrt verhält. Sie verdienen gutes Geld und haben dafür weniger Zeit, Gutes zu tun. So finden beide zueinander.

7. Bisweilen sind die Kontakte so eng, dass der Eindruck entsteht, das jeweilige Gute stünde zu Diensten und müsse dafür herhalten, willfährig Grenzen zu ziehen und zu überwachen, damit man unter sich bliebe, indem man jene für böse erklärt, von denen man sich abgrenzen oder die man loswerden möchte. Jenen Guten, die so zu Bösen gemacht werden, bleibt nur, sich zu verbünden und ihrerseits jene für böse zu erklären, die sie in Verruf brachten.

8. Und: „Es sind viele Maskierte unterwegs in der korrupten Metropole: Clowns-Banden, Badman-Nachahmer, massenweise Doppel- und Wiedergänger. Die Guten sehen wie die Bösen aus, die Bösen wie die Guten, die ganze Welt ist Kopie, Karneval, Camouflage.“ (4) Christine Peitz

9. Wie man Gut und Böse auch drehen und wenden mag, eine Frage bleibt: Was wäre das Gute ohne das Böse?

10. „Drückt mein Körper wirklich etwas aus? Ist er selbst der interne Ausdruck von etwas? Ist etwa das böse Gesicht an sich böse oder bloß, weil es empirisch mit böser Laune verbunden ist?“ (5) Ludwig Wittgenstein

11. Der französische Lyriker und Wegbereiter der Moderne Charles Baudelaire (1821 – 1867) widmete sich dem Bösen in seiner Zeit und entdeckte Verblüffendes: Das Böse kann Schönes hervorbringen, Abgründe der Existenz können jenseits der Moral faszinieren. Schönes findet sich im Nicht-Schönen.

12. „Je remplace, pour qui me voit nue et sans voiles,
La lune, le soleil, le ciel et les étoiles!
Je suis, mon cher savant, si docte aux voluptés,
Lorsque j´étouffe un homme en mes bras redoutés,
Ou lorsque j´abandonne aux morsures mon buste,
Timide et libertine, et fragile et robuste,
Que sur ces matelas qui se pâment d´émoi,
Les anges impuissants se damneraient pour moi!“ (6)
Charles Baudelaire

13. Les Fleurs du Mal heißt der damals berüchtigte und heute berühmte Lyrikband von Baudelaire im Französischen. Im Deutschen hat sich dafür Die Blumen des Bösen durchgesetzt. Eine Übersetzung, die Fragen aufwirft. Der französische Titel enthält keine Alliteration. Die Wiederholung des stimmhaften Konsonanten „B“ vor zwei ähnlich dumpfen Vokalen wandelt die elegante Melodie des Originaltitels in theatralisches Geraune. Überdies ebnet die Übersetzung die vielschichtigen Bedeutungen der französischen Begriffe ein. Im Wörterbuch werden folgende Bedeutungen gelistet: fleur = Blume, Blüte, Flaum, Schimmel, Narbe, Floskel, Blütezeit, Glanz, Frische, Reiz, Schmelz, Flor, Kern, Auswahl; mal = Übel, Schlechte, Böse, Unheil, Schaden, Leiden, Schmerzen, Krankheit, Mühe, Plage, Not.

14. Das einst Revolutionäre kann in Ohren von heute weich gespült klingen. Gebrauch und Geschichte dieser Art Lyrik haben selbige strapaziert und ausgewaschen. Zwischenzeitlich wurde sie zum allgemein anerkannten Kammerton der Hochkultur erkoren.

15. Die damals verstörende Thematik, die hundert Jahre später unter dem Titel „Sex, Drugs and Rock’n Roll“ hätte firmieren können, ist zum allgegenwärtigen und endlos verschnittenen Rohstoff der Medien geworden. Mit anderen Worten, das ehemals Böse hat auf den Nachttischen der Guten Platz gefunden. Von hier aus spendet es jenen Trost, die angesichts weitergehender literarischer Revolten neuerlich glauben, sich fürchten zu müssen.

16. „A thundering gunshot rocked the car and the top of Bill Wood´s head exploded, showering his wife and the closest passengers with his brains and blood, his body collapsing to the floor as if he´d been poleaxed.” (7)
Allan Folsom

17. Gleich, was jeder Beteiligte des Kunstprojektes tun oder lassen wird, dem Projekttitel als hochbedeutsame Bezugsgröße mit breit gestreuten Assoziationsmöglichkeiten ist nicht zu entkommen. Als selbst gewählte Anbindung und Fessel wird er jeden Beitrag rahmen und diesen an- oder überstrahlen.

18. Der Ort des Projektes: Wie kann ein Schloss im Laufe seiner Geschichte zu einem Arbeitshaus, zu einer Sammelstelle für KZ-Häftlinge, zu einem Altenheim und schließlich zu einem Museum und einer Galerie werden? So geschehen in Güstrow. Worin besteht das „Prinzip Schloss“, das einen solch merkwürdigen und scheinbar mühelosen Funktionswandel ermöglicht?

19. Von weitem bieten Schlösser meist einen imposanten Anblick. Von innen gewähren sie – in Gegenrichtung – imposante Ausblicke. Anblick – Ausblick – Überblick scheinen das „Prinzip Schloss“ zu kennzeichnen. Es geht um Repräsentation. Der Schlossherr zeigt seine Bedeutung, seinen Reichtum, seine Visionen, seinen Herrschaftsanspruch. All dies ist weithin sichtbar. Überdies ist ein Schloss steingewordene Angst und Drohgebärde. Es ist bewehrt, hat widerständige Mauern, kann nur an wenigen Stellen – und hier auf gut zu kontrollierende Weise – betreten werden.

20. Wer sich als Schlossherr der Welt zeigen kann, weckt Begehrlichkeiten. Das Umfeld des Schlosses ist zu seinem Schutz so beschaffen, dass einem wachsamen Auge nichts entgehen kann. Der Ausblick mit Zwecksetzung „Überblick/Kontrolle“ ist also die Umkehrung des Anblickes. Die vergleichsweise „Leere“ und „Weite“ um den Schlossbau herum ist Bestandteil seiner Funktion, seiner Erscheinung, seiner Ästhetik.

21. Überwachung als Leitgröße für Architektur und Gartenbau und als Zwillingsbruder des Schönen und der Macht ist ebenso maßgeblich für die innere Struktur des Schlosses. Hierin ähnelt das Schloss einer Bank, einem Gefängnis oder einem Supermarkt. Heute sind zusätzlich Videokameras im Einsatz.

22. Deshalb lässt sich ein Schloss ohne Mühe für bestimmte Zwecke umnutzen. Im Schönen und inszenierten Guten ist das Böse ins Fundament mit eingelassen. Der wehrhafte und kontrollierbare Bau bietet sich auch für Kunstsammlungen an. Mithin kann das potentiell Böse dem Guten dienen.

23. „Das Schloss, dessen Umrisse sich schon aufzulösen begannen, lag still wie immer, niemals noch hatte K. dort das geringste Zeichen von Leben gesehen, vielleicht war es gar nicht möglich, aus dieser Ferne etwas zu erkennen, und doch verlangten es die Augen und wollten die Stille nicht dulden. Wenn K. das Schloss ansah, so war es ihm manchmal, als beobachtete er jemanden, der ruhig dasitze und vor sich hinsehe, nicht etwa in Gedanken verloren und dadurch gegen alles abgeschlossen, sondern frei und unbekümmert, so, als sei er allein und niemand beobachte ihn, und doch musste er merken, dass er beobachtet wurde, aber es rührte nicht im geringsten an seiner Ruhe, und wirklich – man wusste nicht, war es Ursache oder Folge –, die Blicke des Beobachters konnten sich nicht festhalten und glitten ab. Dieser Eindruck wurde heute noch verstärkt durch das frühe Dunkel; je länger er hinsah, desto weniger erkannte er, desto tiefer sank alles in Dämmerung.“ (8) Franz Kafka

24. Jeder historische Ort lässt sich als Form gewordene Geschichte und geronnene Zeit betrachten. In ihm erhalten Vorstellungen vom Miteinander der Menschen und vom Umgang mit ihren Lebensräumen eine materiale Gestalt. Zugleich lässt er sich als Gefäß verstehen, welches Gegenwart aufnimmt, durch- und weiterleitet, wobei das Gefäß Spuren erzeugt und Eindrücke hinterlässt. Orte sind nicht allein das, was Architektur, Geschichte und Anschauung an Daten liefern. Zu ihnen gehört, was Besucher erinnern und vergegenwärtigen können und was diese durch Auseinandersetzung mitnehmen und weitergeben werden – als Erfahrung, über die sich berichten lässt.

25. Das Zusammenspiel aller Arten von Mitteilungen – von individuellen Berichten über Zeitungsartikel und Reportagen bis hin zu wissenschaftlichen Untersuchungen – macht Ruf und Bedeutsamkeit eines Ortes aus und verschafft ihm sein Ansehen im öffentlichen Bewusstsein. Ein Ort ohne Bedeutungszuweisungen wird nicht Eingang ins historische Gedächtnis finden. Das Maß an Zustimmung, Gleichgültigkeit oder Ablehnung zu einem geschichtlichen Ort und dem ihm zuerkannten Stellenwert kann dazu führen, dass er an Aufmerksamkeit gewinnt, dass ein Interesse an ihm stagniert oder dass seine Ausstrahlung verblasst.

26. Mit anderen Worten: Zu einem Ort gehören – neben historischen und ästhetischen Eigenschaften – die Formen und Qualitäten des sozialen und kulturellen Gebrauchs sowie deren allgemeine Wertschätzung. Alles zusammen stellt ein fragiles Geflecht dar, das unterhalten und gefördert sein will.

27. Künstler, die darauf Wert legen, dass sich ihre Arbeiten an einem Ort mit „Geschichte und Eigensinn“ behaupten können, sind darauf angewiesen, den Ausstellungsraum in all seinen Facetten und in seinen näheren und weiteren Bezügen zu studieren und zu berücksichtigen.

28. Das ästhetische, geschichtliche, soziale und kulturelle Umfeld kann Stimmen laut werden lassen, die stören oder aber – richtig genutzt – förderlich sein können. Architektonische Grundraster und Attribute, Ausblicke/Einblicke, Lichtverhältnisse, Himmelsrichtungen, Sichtachsen, Raummaße, Bewegungsradius, Akustik, Gerüche, taktile Qualitäten der genutzten Materialien etc. bieten Hinweise, die zu lesen und zu interpretieren sind, wenn die darin zum Ausdruck kommenden Intentionen und Hintergründe der eigenen Kunst nicht „ins Wort“ fallen sollen.

29. Der Raum mit allen Details wird zur Bühne, welche die Kunst in Szene setzt, welche Kunst und Betrachter zusammenbringt und Sehen, Fühlen, Assoziieren und Erinnern rahmt, untermalt, ausleuchtet und moderiert. Geschichten werden evoziert, projiziert.

30. Eine Szene: „Ich bin immer schlecht gewesen. Wahrscheinlich werde ich wieder schlecht sein, wieder bestraft werden. Aber je schlechter ich bin, desto mehr brauche ich Gott. Ich kann mich nicht von seiner Barmherzigkeit abschließen, und das würde es bedeuten, das, wenn ich ein Leben mit dir, ohne ihn, anfinge. Man kann immer nur hoffen, einen Schritt weit vor sich zu sehen. Heute aber habe ich begriffen, dass es etwas Unverzeihliches gibt – wie manche Dinge im Schulzimmer, die so schlimm sind, dass es keine Möglichkeit einer Strafe gibt. Dinge, mit denen nur Mama sich auseinandersetzen konnte – das Schlimme, was ich schon fast getan hätte, das zu tun ich jedoch nicht ganz schlecht genug bin; einen Gott neben Gott zu stellen.“ (9) Evelyn Waugh

31. Kontextuelle Kunst geht nicht allein auf die Merkmale eines Ortes ein, um sie in einen Aussagezusammenhang einzubeziehen. Sie nutzt vielmehr den Ort in seiner Geschichte, seiner Ästhetik, seinem Gebrauch, seinem kulturellen Stellenwert und in seinem diskursiven Potential als Themensteller.

32. Bezogen auf das Schloss Güstrow gehört aktuell dazu, dass sich 2009 Außergewöhnliches tut: Es ist ein Standort unter mehreren der diesjährigen Bundesgartenschau. Ihr ist das Thema Les Fleurs du Mal/Die Blumen des Bösen zu verdanken. Es stellt zwischen der Bundesgartenschau, dem revolutionär aufgewühlten Frankreich zu Zeiten Baudelaires, dem Schloss Güstrow und den Akteuren des Kunstprojekts Verbindungen her.

33. Letztere arbeiten und studieren an einem Institut, das nach dem Maler aus Greifswald Caspar David Friedrich benannt ist, womit eine weitere mögliche Patenschaft ins Kalkül gezogen werden könnte. Einschließlich einer Zeit, in der sich die deutsche Romantik entwickelte und Friedrich sich, wie viele andere angesichts der französischen Okkupationsbestrebungen zu seiner Zeit, als Franzosenhasser zu erkennen gab. Aus gegebenem Anlass haben sich also Kontexte, Bezugsgrößen und Assoziationshorizonte erheblich geweitet und verändert. Eine breite Themenspanne bietet sich an.

34. Bibel, Baudelaire, Blixa Bargeld – Böses: Wird daraus Gutes?

35. „Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.“ (10)
Offenbarung des Johannes

36. Angesichts des Themas lag aus kontextueller Sicht folgende Überlegung nahe: Gut und Böse sind zeitlos und überall, also auch an diesem Ort. Sie würden sich hier suchen, finden, befragen, bekämpfen und als Impulsgeber einbringen lassen. Auch Die Blumen des Bösen, wie von Baudelaire thematisiert, werde in historischen und in heutigen Ausprägungen gegenwärtig sein.

37. Überdies handelt es sich bei allen erdenklichen Schattierungen von Gut und Böse um Richtkräfte im Denken, Fühlen, Handeln und Urteilen eines jeden. Keiner wird behaupten können, er wisse was gut ist, ohne auch vom Gegenteil Kenntnis zu haben.

38. Und: „Böse denken heißt böse machen. – Die Leidenschaften werden böse und tückisch, wenn sie böse betrachtet werden.“ (11)
Friedrich Nietzsche

39. Geschichtliche Erbschaften lassen sich nicht nur an steinernen Zeugnissen ablesen. Bei jeder Art von Betrachtung wird Geschichte als Erinnertes und Verinnerlichtes lebendig und reagiert auf äußere Anlässe. In unterschiedlicher Dichte und unter verschiedenen Vorzeichen tritt sie gewissermaßen mit sich selbst in einen Dialog. Insofern sind Die Blumen des Bösen – gleich unter welchem Namen – in irgendeiner Weise zugegen in der Kunst, im Künstler und in jedem der zu erwartenden Besucher. Früher oder später wird ein Künstler entscheiden, wie die Arbeiten zwischen seinen Ideen, dem Ort und dem Betrachter Brücken schlagen können, wo sich Akzente setzen lassen und welche Impulse er Besuchern mit auf den Weg geben möchte.

40. Kunststudenten und Künstler unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Graden der Professionalität, die sich überdies ebenso unterschiedlicher Genres und Medien bedienen, haben sich auf ein gemeinsames Thema, einen gemeinsamen Ausstellungsort und auf einen definierten Zeitraum mit einem verbindlichen Abschlussdatum eingelassen. Individuelle Praxis wird synchronisiert. Ebenso werden Rechercheergebnisse, Überlegungen und Praxisverläufe diskutiert.

41. Treffen sind Knoten- und Berührungspunkte verschiedener Suchbewegungen, experimenteller Prozesse und künstlerischer Erfahrungen.

42. Man profitiert voneinander, lernt unterschiedliche Haltungen, Problemkonstellationen und Ausdrucksmedien kennen, selbst wenn jeder bei „seinen Leisten“ bleibt.

43. Gemeinsames Arbeiten in Augenhöhe ermöglicht, Produktionserfahrungen anschaulich, praxisnah, punktgenau und unangestrengt auszutauschen. Jeder ist Lehrender und Lernender zugleich – und umgekehrt. Was einer nicht kann, kann ein anderer. Die unterschiedlichen Fähigkeiten addieren sich zu einem interessanten Spektrum und verdichten sich zu einer besonderen Qualität.

44. „Peitschenknallen. Pozzo erscheint. Sie überqueren die Bühne. Lucky geht an Wladimir und Estragon vorbei und verlässt die Bühne. Pozzo bleibt stehen, nachdem er Wladimir und Estragon erblickt hat. Der Strick spannt sich. Pozzo zieht heftig daran. Zurück! Geräusch eines Sturzes. Lucky stürzt mit seiner ganzen Last zu Boden. Wladimir und Estragon schauen ihn an und sind unschlüssig, ob sie ihm zu Hilfe eilen oder ob sie sich aus Angelegenheiten, die sie angehen, die sie nichts angehen, heraushalten sollen.“ (12) Samuel Beckett

45. „Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.

Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.“ (13) Erstes Buch Moses

 

(1) Leicht überarbeitete Fassung von Gerhard Graulich, Ulrich Puritz, Ein studentisches Kunstprojekt auf Schloss Güstrow. Les Fleurs du Mal. Fragmente, in: Gerhard Graulich (Hg.), Vom Blumenbild zum digitalen Garten, Schwerin 2009, S. 203 ff.
(2) Erstes Buch Moses 1.2, Das Paradies, Die Bibel, nach der Übersetzung Martin Luthers, Evangelische
Kirche in Deutschland (Hg.), Stuttgart 1985, Deutsche Bibelgesellschaft, S. 4 - 5.
(3) Jean Baudrillard, Die Transparenz des Bösen, Deutsche Ausgabe Berlin 1992, S. 160.
(4) Christine Peitz, Wer zuletzt lacht, Rezension zu Christopher Nolans Film „The Dark Knight“ und dessen Blick auf den Batman-Mythos, in: Tagesspiegel, 17. 8.2008.
(5) Ludwig Wittgenstein, Notebooks 1914-1916, 2nd Edition, Hrsg. G. E. Anscombe, Georg Henrik von Wright, Übersetzung G. E. Anscombe, Chicago 1984, S. 84, die Aufzeichnung vom 15.10.16.
(6) Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal/Die Blumen des Bösen, Übersetzung von Monika Fahrenbach-Wachendorff, Stuttgart 1998, S. 326, aus dem Gedicht: Les Métamorphoses du vampire/Die Metamorphosen des Vampirs; Übersetzung:
„Und der, der mich gesehen, unverhüllt und nackt,
Nicht mehr nach Sonne, Mond und Sternenhimmel fragt!
Ich bin mein weiser Freund, in Wollust so gelehrt,
Wenn ich, ihn fast erstickend, einen Mann begehrt,
Und meinen Busen biete seinen Bissen dar,
Schüchtern und liederlich und derb und unnahbar,
Dass hilflos auf den Polstern, die vergehn vor Lüsten,
Sich Engel meinetwegen noch verdammen müsste!.“
(7) Allan Folsom, The Exile, New York 2004, Textauszug, S. 25, Übersetzung: „Ein donnernder Schuss erschütterte das Auto und der obere Teil von Bill Woods Kopf explodierte, seine Gehirnfetzen und Blutspritzer berieselten die unmittelbar neben im befindlichen Passagiere, sein Körper kollabierte zu Boden als wäre er mit der Axt gefällt worden.“
(8) Franz Kafka, Das Schloss, Gesammelte Werke Bd. 2, Frankfurt/M 1950, S. 145.
(9) Evelyn Waugh, Wiedersehen mit Brideshead, Frankfurt/M/Berlin/Wien 1982, S. 310 f.
(10) Offenbarung des Johannes, 12, 7-10, Die Bibel, nach der Übersetzung Martin Luthers, Evangelische Kirche in Deutschland (Hg.), Stuttgart 1985, Deutsche Bibelgesellschaft, S. 297 - 298.
(11) Friedrich Nietzsche, Morgenröthe – Gedanken über die moralischen Vorurteile Leipzig 1887,  S. 69, Buch 1, Nr. 76.
(12) Samuel Beckett, Warten auf Godot, in: Dramatische Werke I.1, Theaterstücke, Frankfurt/M 1976, S. 24.
(13) Erstes Buch Moses 2.3, Der Sündenfall, Die Bibel, nach der Übersetzung Martin Luthers, Evangelische Kirche in Deutschland (Hg.), Stuttgart 1985, Deutsche Bibelgesellschaft, S. 5.

 

Projektinfo

Text:
Gerhard Graulich
Ulrich Puritz

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